Warum und wozu?
Menschen, die sich für die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen einsetzen, werden selbst zunehmend Opfer von Gewalt ...
Menschen, die sich für die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen einsetzen, werden selbst zunehmend Opfer von Gewalt ...
.. und auf einmal war es beschlossene Sache. Noch einmal hatten wir nachgehakt, woran unser Trip nach Cascarillo denn jetzt scheiterte, warum wir nicht schon längst da waren? Und dann nimmt Miguel das Telefon zur Hand und ruft Giovanni an. Morgen früh, 5 Uhr geht’s los, ein Eintages-Erkundungstrip nach Cascarillo um zu sehen, wie die Lage dort ist.
Scheinbar sind die Tage im staatlichen Krankenhaus in Golfito, von denen ich vor Kurzem hier erzählt hatte, nicht spurlos an mir vorbeigezogen, scheinbar haben die Entzündung im Knie und zwölf Tage Antibiotikakonsum meinen Körper derart geschwächt, dass ich vermutete, mir eine Blasenentzündung zugezogen zu haben. Nach den Erfahrungen, die ich während meiner Tage im Hospital von Golfito gesammelt hatte, wollte ich dorthin nicht für eine erneute ärztliche Behandlung zurückkehren.
Seit einer Woche bin ich jetzt also im Korridor. So langsam lebe ich mich ein. Von Wohlfühlen kann leider noch nicht die Rede sein. Obwohl Julius in den drei Wochen Vorsprung, die er hier hat, schon einiges gesäubert, geräumt und entrümpelt hat, haben wir die letzten zwei vollen Tage und auch alle Nachmittage zuvor damit verbracht, die Station so peu a peu auf Vordermann zu bringen. Kein Ende in Sicht!
An einem Samstagmorgen mache ich mich auf den Weg ins nahegelegene Golfito, um von dort aus eine Mitfreiwillige zu besuchen. „Ich gehe nur im Krankenhaus vorbei, um zu sehen, was mit meinem Knie los ist, und dann fahre ich an den Strand, morgen bin ich wieder da“, erzähle ich einem Freund im Dorf, bevor ich losfahre. Mein Knie tut weh, wieder einmal, lange schon habe ich Probleme mit den Knien und so bin ich an Schmerzen in diesem Körperteil gewöhnt; obwohl ich eigentlich viel zu jung dafür bin, mich mit körperlichem Verschleiß abzufinden, nehme ich die Schmerzen als etwas hin, was mich gelegentlich in meinem Alltag begleitet und besorge mich nicht allzu sehr.
Was stellt man sich unter einem costaricanischen Dorf vor? Wer schon einmal eines besucht hat, wird das vielleicht so beantworten: Eine größere Ansammlung von Häusern, komplexe Familienzugehörigkeiten, spielende Kinder, vor dem Haus sitzende Menschen die einem im vorbeigehen ein "Adios!" zurufen oder eine Marañón (erfrischende Frucht) schenken. Ein Dorf, das ist ein Salón Comunal, in dem Bingo gespielt wird, ein Fußballplatz und fiestas, jeder weiß alles über jeden, spielende Kinder, gackernde Hühner und bellende Hunde.