Warum und wozu?
Menschen, die sich für die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen einsetzen, werden selbst zunehmend Opfer von Gewalt ...
Menschen, die sich für die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen einsetzen, werden selbst zunehmend Opfer von Gewalt ...
Ja, es gibt sie, die richtig Bösen. Die großen Bosse von Firmen und Banken, die mit ihrer Profitgier und der „ich-stell-mich-taub-und-blind“-Masche die Natur ausbeuten, sie verpesten und zerstören.
Und dann gibt es die, die all das geschehen lassen. Nicht, weil sie schlechte Menschen sind und ein solches Verhalten tolerieren würden, sondern weil sie einfach nicht hinsehen.
Ja, sie finden es schlimm, dass täglich 15 Millionen Liter Erdöl im Golf von Mexico ins Meer fließen, und noch viel schlimmer ist es, wenn im Münchner Zoo das süße Elefantenbaby stirbt.
Sie haben ein Gewissen, natürlich. Aber nutzen tun sie es nur sehr eingeschränkt, wenn man ihr Gewissen graphisch darstellen könnte, so würde es wohl aussehen wie ein löchriges T-Shirt. Es deckt eben nur manche Bereiche ab. Und ist schon beruhigt, wenn man Müll trennt, mal ausnahmsweise nicht bei Aldi einkauft und die Bösen von McDonalds boykottiert.
Ich bin dafür, dass all die, die sich ihr Haar mit Pantene Pro-V waschen, deren Mittagessen aus einer Knorr-Tütensuppe besteht, die – zur Beruhigung ihres Gewissens – ihr Auto mit Biodiesel betanken, die ihre Augen mit Jade-Wimperntusche schminken, all die – und das heißt eigentlich wir alle – sollten sich den Film „Green“ von Partick Rouxel ansehen:
„Ihr Name ist GREEN, sie ist allein in einer Welt, die nicht zu ihr gehört. Sie ist ein weiblicher Orang Utan, ein Opfer der Waldzerstörung und der Rohstoffplünderung.
Der Film ist eine emotionale Reise durch GREENs letzten Tage. Es ist eine Fahrt, die uns teilhaben lässt an den Schätzen der Artenvielfalt der Regenwälder und den verheerenden Folgen von Holzeinschlag und Waldbeseitigung für Palmöl-Plantagen, am erstickenden Qualm von den Regenwaldfeuern und dem tragischen Ende der Vielfalt des Regenwaldes.
Du wirst die Folgen unseres Konsums sehen und mit unserer persönlichen Verantwortung am Verlust der Regenwälder weltweit konfrontiert werden.“
Der Link zum Film: www.greenthefilm.com
Und dann sollen sie noch einmal sagen, der Regenwald sei doch so weit weg und vieles mache ihn kaputt, daran könnten sie, so leid es ihnen tue, auch nichts ändern.
Verdammt noch mal!!
Betreff: Frage zur Deklaration von Lebensmitteln
Sehr geehrte Damen und Herren,
Seit Längerem beschäftige ich mich nun schon mit dem Thema Palmöl. Dabei bin ich auf einige Unklarheiten gestoßen, von welchen ich mir erhoffe, sie durch Ihre Antwort aus dem Weg räumen zu können.
Ich setzte mich im Rahmen eines freiwilligen ökologischen Jahres intensiv mit der Regenwaldzerstörung auseinander, zu welcher das Palmöl nicht unwesentlich beiträgt. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ein Einzelner mit seinem Konsum bzw. mit dem Verzicht auf Konsum nicht viel ausrichten kann, dennoch versuche ich, dem Palmöl so weit wie möglich "aus dem Weg zu gehen". Dies gestaltet sich jedoch äußerst umständlich, da die Produkte vollkommen unzureichend deklariert sind.
Auf die Nachfrage bei einigen Firmen bekam ich zu hören, dass es legal sei, Palmöl als pflanzliches Fett zu deklarieren. (Eigentlich wollte ich nicht wissen, ob es legal sei, in die Inhaltsangabe eine solche diffuse Angabe zu setzen, sondern eher wieso dies Gang und Gebe ist.) Dennoch stellt sich mir nun die Frage, wieso es erlaubt ist, solch irreführende und verbrauchertäuschende Angaben zu machen. Ist das nicht fast das Gleiche, wenn man ein Wurstprodukt mit der Angabe "Fleisch" deklariert?
Mit erwartungsvollen Grüßen,
Alina Fuchs
Auf diese Anfrage bei einem Spezialisten für Lebensmittelrecht bekam ich folgende -leicht deprimierende- Antwort:
Betreff: AW: Frage zur Deklaration von Lebensmitteln
Sehr geehrte Frau Fuchs,
Eine entsprechende Ausarbeitung kann ich Ihnen erstellen.Dazu bitte ich um unterzeichnete Rücksendung beigeschlossener Vergütungsvereinbarung. [280€ pro Stunde]
Ich gehe derzeit von einer Ausarbeitungszeit von max. 4 Stunden aus.
Mit freundlichen Grüßen,
Bernd Goecke
Rechtsanwalt
...die Beantwortung dieser einfachen Frage würde sich dann auf über 1000 € belaufen. So ein Scherzkeks, dieser Herr Goecke.
Nach der dezenten Nachfrage beim Hersteller des allseits beliebten Doppelkekses mit Schokoladenfüllung, weshalb sie ihr Produkt so unzureichend deklarieren würden (ich hatte unter anderem den bildhaften Vergleich mit der Wurst gebracht), erhielt ich folgende Antwort:
"[...] Die Deklaration als pflanzliches Fett ist gemäß geltendem Lebensmittelrecht festgelegt und rechtlich in Ordnung. Als verantwortungsbewusstes Unternehmen legen wir Wert darauf, dass die Produktion unserer Rohstoffe unter ökologischen und sozialverträglichen und für uns transparenten Rahmenbedingungen stattfindet, was sowohl einen Raubbau an der Natur ausschließt als auch eine artgerechte Tierhaltung bedingt. Wir achten darauf, dass sich unsere Lieferanten für den nachhaltigen Anbau von Palmfett engagieren, z. B. durch eine Mitgliedschaft bei der Organisation RSPO* (Roundtable for sustainable Palm Oil). Wir unterstützen die Maßnahmen und Kriterien des RSPO und sind seit März 2010 ebenfalls Mitglied. Selbstverständlich werden wir den Einsatz von nachhaltigem Palmfett in unseren Produkten weiter fortsetzen. [...]" (...blaa..blaaa..)
Ja, wer hätte vermutet, dass es nicht illegal ist, Palmöl als pflanzliches Fett zu deklarieren?? Das beantwortet jedoch nicht das Warum. Deshalb werde ich mich an einen Spezialisten für Lebensmittelrecht wenden, um zu erfahren, weshalb es zulässig ist, derart unzureichende Produktinformationen zu geben.
* Der RSPO (Roundtable for sustainable Palm Oil) ist ein Siegel, welches Palmöl als "nachhaltig" zertifiziert. Mitglieder sind Palmölhändler und Abnehmer, aber auch der WWF. Das Siegel steht in der Kritik, da sich Palmöl und Nachhaltigkeit eigentlich ausschließen und der RSPO Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit bietet, Greenwashing zu betreiben.
In unglaublich vielen Produkten wird Palmöl verwendet, auch in solchen, bei denen man das auf den ersten Blick gar nicht vermutet. Jährlich werden rund 42 Millionen Tonnen des Öls aus den Früchten der Ölpalme gewonnen - damit ist Palmöl noch vor Sojaöl das mengenmäßig am meisten produzierte Pflanzenöl der Welt. Doch trotz alledem wissen die Allerwenigsten überhaupt etwas mit dem Begriff anzufangen. Woran liegt das?
Der Grund dafür ist in erster Linie die absolut unzureichende Deklaration der Produkte. Wer würde schon vermuten, dass sich hinter dem schwammigen Begriff "pflanzliche Fette/ Öle" in einem Großteil der Fälle Palmöl versteckt? Das sind dann Produkte wie Nutella, Dickmanns, KitKat, Lätta oder Smack's Frühstücksflocken. Und bei keinem dieser Lebensmittel steht in der Zutatenliste Palmöl als Inhaltsstoff. Das grenzt schon fast an Verbrauchertäuschung, fast so, als würde auf der Lyoner nur "Fleisch" stehen. 71% der globalen Palmölproduktion werden für die Lebensmittelproduktion verwendet, also fast 30 Millionen Tonnen. 21,5% fließen in die Produktion von Reinigungsmitteln und Kosmetika, zum Beispiel Dove Duschgel, Elvital Shampoo, Persil Waschmittel oder die Wimperntusche von Jade. Und auch hier ist es das gleiche Bild: Die Inhaltsstoffe verraten - zumindest dem Laien - nicht, dass auch hier Palmöl verwendet wurde. Sodium Lauryl Sulfoacetate steht dann da. Eigentlich schon fast lustig, wäre das nicht so ein ernstes Thema.
Hier einige der Bezeichnungen, welche die Firmen - anstatt einfach klipp und klar "Palmöl" zu schreiben - anstatt dessen vewenden:
1. Cetearyl Alcohol
2. Cetyl Alcohol
3. Cetyl Palmitate
4. Coconut Butter Equivalent (CBE)
5. Coconut Butter Substitute (CBS)
6. Elaeis Guineensis
7. Emulsifiers E471
8. Fatty Alcohol Sulphates
9. Glyceryl Laurate
10. Glyceryl Stearate
11. Hydrated Palm Glycerides
12. Isopropyl
13. Octyl Palmitate (and anything with palmitate at the end)
14. Palm Oil Kernal
15. Palm Olein
16. Palm Sterine
17. Palmate
18. Palmitate
19. Sodium Dodecyl Sulphate (SDS or NaDS)
20. Sodium Isostearoyl Lactylaye (derived from vegetable stearic acid)
21. Sodium Laureth Sulphate
22. Sodium Lauryl Sulfoacetate
23. Sodium Lauryl Sulphate
24. Steareth -2
25. Steareth -20
26. Stearic Acid
27. Vegetable Oil / Vegetable Fat
Die Frage bleibt: Warum? Weil die Firmen trotz der Tatsache, dass das Palmölproblem nach wie vor ein Unbekanntes ist, Angst haben, negativ aufzufallen. Es wäre interessant zu erfahren, was sie selbst für eine Antwort auf diese Frage geben.
Was ist das Problem an Palmöl? Eigentlich sollte man meinen, ein nachwachsender Rohstoff würde zum Erhalt der Umwelt beitragen.
Die Ölpalmen, aus deren Früchten das Palmöl gewonnen wird, wachsen in warmen, feuchten Gebieten (Die Hauptanbaugebiete sind in Indonesien und Malaysia zu finden). Um die Pflanzen anzubauen, benötigt man riesige Flächen, für die wertvoller Primärregenwald abgeholzt wird. Die Firmen versprechen den Menschen, die einst im und vom Wald gelebt haben, Geld und Arbeit als Entschädigung, doch die Wenigsten bekommen davon jemals etwas zu Gesicht.
Der konsequenteste Schritt wäre nun, einfach auf das böse Palmöl zu verzichten. Doch die Frage bleibt, ob das überhaupt möglich beziehungsweise sinnvoll ist.